Protektionismus bedroht exportorientierte Industrie

Österreich braucht den Export. Der zollpolitische Rundumschlag der US-Regierung stellt für exportorientierte heimische Unternehmen eine historische Belastungsprobe dar – mit dramatischen Folgen: Sollte der Export noch weiter zurückgehen, wird das Wirtschaftswachstum deutlich gebremst.

Zuletzt aktualisiert am 22.04.2025, 12:56

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Als kleine, offene Volkswirtschaft ist Österreich in besonderem Maße auf den Export angewiesen. Besonders für die Industrie sind störungsfreie Handelsverflechtungen von zentraler Bedeutung, da viele Unternehmen tief in internationale Wertschöpfungsketten eingebunden sind. So erwirtschaftet etwa die heimische Pharmaindustrie den Großteil ihrer Wertschöpfung durch den Export. Ihr Exportanteil am heimischen Produktionswert, die sogenannte heimische Exportquote, liegt bei rund 87 %. Besonders hoch ist dabei der Anteil der Ausfuhren in die USA, den mittlerweile zweitwichtigsten Exportmarkt Österreichs, den rund 23 % der Pharmaexporte aufnehmen. Der zollpolitische Rundumschlag der US-Regierung am sogenannten “Liberation Day” am 2. April 2025 und den Tagen danach stellt eine historische Belastungsprobe für exportorientierte Unternehmen dar. Aktuell besonders im Fokus: internationale Pharmaunternehmen. Auf dem Spiel steht nicht nur der wichtige Zugang zum US-Absatzmarkt; es droht zudem eine Eskalation des Handelskonflikts – insbesondere zwischen den USA und China.

Zollrisiko für die Pharmaindustrie: Fast ein Viertel der Exporte geht in die USA

Exportausrichtung verschiedener österreichischer Industriebereiche

Quelle: WKO.

Quelle: Statistik Austria, Input-Output-Tabelle 2021, VGR, Außenhandel 2024, eigene Berechnungen und Darstellung.

Anmerkung: Exporte und Wertschöpfung nach Abteilungen der CPA (Güteransatz). Die Größe der Punkte beschreibt den Anteil der Industriebereiche an der österreichischen Wertschöpfung.

FAZIT:  Österreich ist besonders von den aktuellen geoökonomischen Entwicklungen betroffen. Vor allem die bereits massiv unter Druck stehende Industrie sieht sich neben konjunkturellen und strukturellen Herausforderungen nun mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert. Sollten die Exporte infolge der jüngsten zollpolitischen Maßnahmen noch weiter zurückgehen, würde dies das Wirtschaftswachstum zusätzlich bremsen. Eine entschlossene Handelspolitik seitens der EU, die weiterhin auf Offenheit setzt, sich aber auch ihrer Defensivkapazitäten bewusst ist, ist das Gebot der Stunde. Darüber hinaus gilt es dringend, die bestehenden Binnenmarkthemmnisse abzubauen, um die wirtschaftliche Resilienz im näheren Umfeld langfristig zu sichern. Die WKÖ unterstützt österreichischen Unternehmen mit dem Serviceangebot Infopoint “US-Zölle”.