Fürstenfelder Schnellstraße als Wachstumsmotor

Was sind die bedeutsamsten regionalwirtschaftlichen Effekte von Straßeninfrastrukturen? Erläutert am Beispiel der S7.

Zuletzt aktualisiert am 06.05.2024, 15:29

S7

Der Bau neuer Straßen kann, wenn sorgfältig geplant, einen positiven volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen stiften, wie am Beispiel der S7 – Fürstenfelder Schnellstraße – verdeutlicht wird. Aus ökonomischer und verkehrspolitischer Sicht sind generell folgende positive Aspekte zu nennen, wenn neue Schnellstraßen bzw. Autobahnabschnitte umgesetzt werden:

  • Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte in der Bauphase (Multiplikator, der durch das Investitionsvolumen ausgelöst wird und „spill-over-Effekte“ von der Bauwirtschaft auf andere Sektoren).
  • Substitution niederrangiger Straßen, die durch Ortsgebiete führen, durch höherrangige Straßen (Entlastung für Siedlungskerne und Erhöhung der Verkehrssicherheit).
  • Verbesserung der überregionalen und regionalen Erreichbarkeit
  • Agglomerationseffekte im näheren Umkreis von Autobahnabfahrten (überdurchschnittliches Wachstum der Beschäftigung, Betriebsansiedelungen, Arbeitsteilung) –> Regionale Wertschöpfung.

Die Schaffung ökologischer Ausgleichsmaßnahmen wirkt zudem dem negativen ökologischen Effekt der Versiegelung entgegen. Am Beispiel der S7 hat das IWS – Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung der WKO Steiermark die wesentlichen volkswirtschaftlichen Effekte im Detail analysiert und kommt zu folgendem Ergebnis:

I. Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte in der Bauphase

– 860 Mio. Euro an Investitionen in der Bauphase bewirken durch direkte und indirekte Effekte österreichweit ein BIP von 560 Mio. €.
– Der Beschäftigungseffekt summiert sich auf 6.600 Köpfe.
– Steuern- und Abgaben in der Höhe von 250 Mio. € werden generiert.

Abbildung 1: Sektorale Verflechtungen der Wertschöpfung ausgehend vom Investitionsimpuls 

Sektorale Verflechtungen der Wertschöpfung ausgehend vom Investitionsimpuls

Quelle: IWS, Berechnung econmove Wertschöpfungsrechner.

 

II. Verbesserung der regionalen und überregionalen Erreichbarkeit und Entlastung vom Durchzugsverkehr

Neben der Entlastung der Gemeinden an der B65 ergeben sich folgende Erreichbarkeitseffekte: Fahrzeitgewinne von vielen burgenländischen Gemeinden nach Graz betragen 8 Minuten, nach Hartberg ist man vom Burgenland aus vielerorts um 10 Minuten schneller. Speziell die Steiermark und das Burgenland wachsen sprichwörtlich enger miteinander zusammen und somit rückt auch der ungarische Wirtschaftsraum näher an die Steiermark heran.

Abbildung 2: Einsparung der Fahrzeit nach Graz durch die S7

Grafik Einsparung der Fahrtzeit in Min

Quelle: IWS, Joanneum Research

III. Agglomerationseffekte im näheren Umkreis von Autobahnanschlussstellen

Regionalökonomisch betrachtet gibt es eindeutige Hinweise darauf, dass Infrastrukturen bzw. die Verbesserung der Erreichbarkeit durch höherrangige Straßen mehr Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstum erzielen. So arbeiten rund 70 % aller Beschäftigten in Österreich in weniger als 5 Kilometer und 91,5 % aller Beschäftigten in weniger als 20 Kilometer Distanz von einer hochrangigen Straßeninfrastruktur. Eine statistisch/ökonometrische Analyse des WIFO gibt hier Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen besserer Infrastruktur und mehr Beschäftigungswachstum:

Eine Verbesserung der Infrastruktur bewirkt eine stärkere Vernetzung im ökonomischen Raum und erhöht den Aktionsradius von Personen und Unternehmen. Diese Produktivitätseffekte stehen in direktem Zusammenhang mit Beschäftigungs- und Wachstumseffekten… Die stärksten positiven Effekte auf die Beschäftigungsveränderung ergeben sich, gemessen an den Unterschieden zwischen den Bestands- und den Neubaustrecken des hochrangigen Straßennetzes, in einer Entfernung von 5 km bis 8 km von der neugebauten Straßenverbindung (Quelle: WIFO 2017). „

Am Beispiel der A2 – Südautobahn hat das IWS die Beschäftigungsentwicklung entlang der Gemeinden von 1971 bis 2001 exemplarisch analysiert. Jene steirischen Gemeinden, welche direkt an der A2 liegen, wiesen im Zeitraum von 1971 bis 2001 ein Beschäftigungswachstum von rund 17 Prozent auf, während die gesamte Steiermark ein Wachstum von rund 4 Prozent und die steirischen Gemeinden, welche nicht direkt an der A2 liegen, einen Beschäftigungsrückgang von rund 3 Prozent verzeichneten. Im Zeitraum der Errichtung der A2 haben sich somit die Beschäftigungszahlen in Gemeinden, welche Nahe an der damals neu errichteten hochrangigen Straßeninfrastruktur liegen, deutlich besser entwickelt als die Gemeinden, welche nicht an die A2 grenzen.

Abbildung 3: Entwicklung der Beschäftigungszahlen entlang der A2 in der Steiermark

Grafik Entwicklung der Beschäftigtenzahlen Steiermark 1971 bis 2021

Diese Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung des Baus von neuen Straßeninfrastrukturen auch in Zeiten des Klimawandels und vor dem Hintergrund der Flächenversiegelung. Der volkswirtschaftliche Nutzen lässt sich speziell durch Agglomerationstendenzen, die durch Erreichbarkeitsgewinne und die Senkung von Transaktionskosten für Haushalte und Unternehmen entstehen, argumentieren. Die regionale und überregionale Vernetzung und der Aktionsradius nehmen zu, damit werden auch arbeitsteilige Prozesse gefördert und letztendlich das Wirtschaftswachstum erhöht. Im Falle der S7 werden laut ASFINAG zudem maßgebliche ökologische Ausgleichsmaßnahmen im Ausmaß von 200 Mio. € gesetzt, um die potentiellen negativen Effekte der Flächenversiegelung zu kompensieren.