Gastbeitrag

Wie der Glasfaserausbau der Steiermark zu schnellem Internet verhilft

Der ländliche Raum verspricht Ruhe und Frieden – doch auch hier wünschen sich die Bewohnerinnen und Bewohner eine schnelle Anbindung an die Datenautobahn.

Zuletzt aktualisiert am 28.10.2022, 10:22

Übertragung von Information über ein Datenkabel dargestellt durch blaue und weiße Streifen. © stock.adobe.com/eyetronic

Der Bandbreitenbedarf steigt jährlich um ca. 50 Prozent. Die Treiber für diese Entwicklung sind Cloud Dienste, Streaming, Home Office sowie weitere neue Internetdienste und Anwendungen. Die Hausversorgung über Mobilfunk und Kupfer stößt durch diese höheren Ansprüche immer mehr an ihre Grenzen. „Es überwiegt in Expertenkreisen die Meinung, dass Glasfaser die einzige langfristig zukunftssichere Technologie für die Versorgung ist.“[1] Glasfaser bis ins Haus (Fiber-to-the-Home/ FTTH) bietet nahezu unendliche Datenraten und kann den immer weiter ansteigenden Datenverbrauch gut bewältigen. Im internationalen Vergleich hinkt der Glasfaserausbau in der Steiermark und vor allem im ländlichen Raum hinterher.

Um mit diesem enorm wachsenden Bedarf mithalten zu können, sollte ein Glasfaseranschluss mittlerweile zur Standardausstattung jeder Liegenschaft gehören, so wie Strom, Wasser, Straße und Kanal. Doch für viele Gemeinden, gerade in der ländlichen Steiermark, ist ein Ausbau ihres Gemeindegebiets alleine (finanziell) nicht zu stemmen und so bleiben die Gemeinden, Unternehmen und Ihre Bewohner:innen mit kaum zumutbaren Bandbreiten zurück.

Was ist Glasfaser überhaupt?

Wenn im Zusammenhang mit Breitband von Glasfaser gesprochen wird, so sind damit haardünne Datenleitungen gemeint, deren Kern aus flexiblem Glas besteht. Die Datenübertragung erfolgt über optische Signale. Man spricht daher auch von Lichtwellenleitern (LWL). Die Glasfasern selbst sind Teil der passiven Infrastruktur eines Telekommunikationsnetzes. Mit Verbindungen via Glasfaser sind um ein vielfaches höhere Übertragungsraten über größere Entfernungen möglich, als mit herkömmlichen Kupferleitungen, Funklösungen oder Mobilfunk. Zudem werden Störfaktoren verringert und es findet kein Unterschied zwischen Up- und Download statt, wodurch symmetrische Geschwindigkeiten erreicht werden können. Funknetze stellen ein sogenanntes „Shared Medium“ dar. Das heißt, dass die senderseitig verfügbare Bandbreite sich auf die Anzahl der verbundenen Kunden aufteilt. Nutzen viele Kunden gleichzeitig das Netz, kann es zu spürbaren Geschwindigkeitseinbußen kommen. Bei FTTH (Fiber to the home) bekommt jeder Kunde das, was er auch bestellt hat! Mit einem Glasfaseranschluss bekommt man die beste, momentan verfügbare Internet-Zugangstechnologie – und ist somit für die kommenden Jahrzehnte bestens versorgt.

Derzeitiger Stand beim Breitbandausbau

Die Verfügbarkeit mit Festnetzinternet für Haushalte ist folgendermaßen: 38 Prozent haben einen Gigabitfähigen Zugang, 71 Prozent schaffen mehr als 100 Mbit/s und 86 Prozent erreichen zumindest Bandbreiten mit 30 Mbit/s oder mehr. Bei der so genannten „Grundversorgung mit 30 bzw. 100 Mbit/s“ schneidet die Steiermark zwar noch etwas schlechter ab als andere Bundesländer, der Aufholprozess in den letzten Jahren war jedoch sehr gut. Regional betrachtet haben die Südoststeiermark sowie die Süd- und Südweststeiermark noch den größten Aufholbedarf. Bei der österreichweiten Versorgung mit Glasfaser haben zwar 21,2 Prozent aller Nutzungseinheiten einen Zugang zu einem Glasfaseranschluss, davon aktiv genutzt werden allerdings nur 2,1 Prozent. Der Glasfaserausbau in der Steiermark hinkt ebenfalls den anderen Bundesländern (vor allem Wien, Salzburg, Tirol) hinterher. Das Land Steiermark hat daher folgende strategischen Ausbauziele festgelegt:

Die Ziele der Steirischen Breitbandstrategie  

  • Umfassender Ausbau auf Basis des gesamtsteirischen Masterplanes mit nachhaltig zukunftsfähiger Breitbandinfrastruktur – Glasfaser soll möglichst nahe zu jeden Unternehmen und jedem Haushalt herangeführt werden.
  • FTTH- Verfügbarkeit (Fiber to the Home) für 100 Prozent der KMU und für größere Unternehmen sowie FTTB- Verfügbarkeit (Fiber to the building) für 60 Prozent der steirischen Wohnsitze bis 2030
  • Koordiniertes Nebeneinander von sbidi und privatwirtschaftlichem Ausbau sowie Unterstützung des 5G Ausbau durch frequenzerwerbende Unternehmen

Weshalb ist eine landeseigene Gesellschaft gegründet worden um in den Glasfasermarkt einzugreifen?

Die Steirische Breitband- und Digitalinfrastrukturgesellschaft m.b.H. (sbidi) ist eine 100-Prozent Tochter des Landes Steiermark, welche organisatorisch im Referat Wirtschaft und Innovation der Abteilung 12 angesiedelt ist.

So sorgt die Steirische Breitband- und Digitalinfrastrukturgesellschaft m.b.H. (sbidi)für die Koordination der regionalen Breitbandaktivitäten, die Beratung der steirischen Gemeinden und die nachhaltige Errichtung von Glasfaserinfrastruktur im ländlichen Raum. Das Glasfasernetz von sbidi wird vor allem in jenen Gemeinden errichtet, die bisher vom Markt selbst nicht ausgebaut wurden, um gerade diesen steirischen Gemeinden eine nachhaltige Daseinsvorsorge für die Zukunft mitzugeben.

Das Geschäftsmodell sieht im Detail vor, dass die landeseigene sbidi die passive Breitbandinfrastruktur unter bestmöglicher Ausschöpfung aller Kooperationspotentiale und Fördermittel in Regionen mit Marktversagen errichtet und in ihrem Eigentum hält. Das bedeutet sbidi baut dort aus, wo nach dem Breitbandatlas Österreich (https://breitbandatlas.gv.at/) eine Unterversorgung vorhanden ist. Die Richtlinien, wann eine Liegenschaft als unterversorgt gilt und somit förderwürdig ist, sind der Breitbandstrategie Steiermark 2030 und dem Breitbandatlas zu entnehmen, jedoch sind in so gut wie allen steirischen Gemeinden so genannte weiße Flecken, also besonders unterversorgte Gebiete, vorhanden.

Wie wird nun entschieden, welche Gemeinden mit sbidi gemeinsam ausgebaut werden?

Zunächst wird geprüft ob der Markt eine unterversorgte Gemeinde ausbauen möchte, wenn dies nicht der Fall ist, so werden weitere Faktoren genau begutachtet. Unter anderem ob es eine bestehende Ortkernversorgung gibt, wie hoch der Anteil der Gewerbestandorte ist, wie viele förderwürdige Anschlüsse in einem Gemeindegebiet vorhanden sind und einige weitere Kriterien. Wenn diese und andere Faktoren für ein Gebiet sprechen, wird die Bevölkerung befragt, ob diese an einem Glasfaserausbau interessiert ist. Nachdem diese Befragung mittels einer Take-rate Ermittlung positiv entschieden wurde, wird dieses Gebiet bei der FFG (Forschungs-Förder-Gesellschaft des Bundes) als Förderprojekt eingereicht. Bei positivem Förderentscheid wird die Gemeinde ausgebaut. „Der Netzausbau in den „weißen Flecken“ erfolgt in ausgewählten kommunalen Projekten mit geteilter Kostendeckung von sbidi, Gemeinden und Bundesförderungen“[2]

Wie baut sbidi aus?

sbidi wird im Zuge der Errichtung nicht selbst tätig, sondern überlässt die Planung sowie die physische Bauausführung Tief- oder Netzbaufirmen. Nachdem der Bau fertig ist, verpachtet sbidi die passive Infrastruktur in weiterer Folge an einen aktiven Netzbetreiber. Der aktive Netzbetreiber ermöglicht allen Diensteanbietern von Internet- und Onlineservices die Nutzung der ultraschnellen Breitbandinfrastruktur zu denselben Bedingungen. Um den im Zuge des Ausbaus der unterversorgten Gebiete entstehenden Finanzierungsbedarf zu decken, ist es ein zentrales Ziel, die Mittel aus der Breitbandmilliarde des BMF (vormals BMLRT bzw. BMVIT) mittels der Förderungsprogramme BBA 2020 und nunmehr BBA 2030 besser auszunützen. Dieses diskriminierungsfreie, für alle Anbieter offene Dreischichten-Modell (auch bekannt unter dem englischen Begriff „3-Layer Open Model – 3LOM“ – passive Infrastruktur, aktiver Netzbetreiber, Diensteanbieter) ermöglicht es den EndkundInnen, im Idealfall aus einer großen Anzahl an Angeboten verschiedener Unternehmen wählen zu können. Der Breitbandausbau hat zum Ziel, eine Chancengleichheit für alle Bürgerinnen und Bürger Österreichs in Bezug auf die Digitalisierung zu schaffen. Alle sollen „uneingeschränkt partizipieren (…) können. Dies bedeutet, dass für alle eine qualitativ hochwertige und leistbare Zugangsmöglichkeit zu Anwendungen und Diensten zur Verfügung stehen muss.“ [3] Für viele Gemeinden im ländlichen Raum wird eine schnelle Anbindung an die weltweite Datenautobahn zur Daseinsvorsorge für die Zukunft.

Abschließend ist fest zu halten, dass gerade im ländlichen, dünn besiedelten Raum der Steiermark eine gute und stabile Internetanbindung eine wichtige und nachhaltige Zukunftsvorsorge ist. Vor allem Betriebe und öffentliche Institutionen in diesen Gebieten sind auf eine solche Verbindung mit der Welt angewiesen.

Der Glasfaserausbau in der Steiermark durch sbidi erfolgt mit Unterstützung von Bund, Land und Europäischer Union, vor allem in jenen Gebieten die durch den Markt nicht ausgebaut werden. Mit der steirischen Breitbandstrategie 2030 und den Förderungsmitteln von Bundesebene ist dieser Ausbau auch weiterhin möglich.


[1] Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 12 Wirtschaft und Tourismus Referat Wirtschaft und Innovation: Breitbandstrategie Steiermark 2030, S.23

[2] Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 12 Wirtschaft und Tourismus Referat Wirtschaft und Innovation: Breitbandstrategie Steiermark 2030, S.17.

[3] Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 12 Wirtschaft und Tourismus Referat Wirtschaft und Innovation: Breitbandstrategie Steiermark 2030, S.17.