Die Entwicklung der Energieversorgung in der Steiermark

Energie als Standortfaktor – Von Kohle und Wasserkraft im 19. Jahrhundert bis zur modernen Strominfrastruktur: Die Energieversorgung prägt die wirtschaftliche Entwicklung der Steiermark seit jeher. Angesichts globaler Krisen, Energiewende und steigender Kosten steht sie heute mehr denn je im Fokus – als Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit, Versorgungssicherheit und nachhaltige Zukunft.

Zuletzt aktualisiert am 12.08.2025, 12:26

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Der Faktor Energie ist und bleibt einer der wesentlichsten Input-Faktoren für wirtschaftliche Prozesse aller Art, von der Produktion über die Mobilität bis hin zum Dienstleistungsbereich. Dies galt bisher in besonderem Maße für traditionell energie-intensive Produktionsstandorte wie die Steiermark und wird in Zukunft auch dienstleistungsorientierte Standorte treffen. Mit dem technologischen Wandel wird die Energieintensität auch in vielen Dienstleistungsbranchen zunehmen, da vor allem die Digitalisierung eines benötigt: Energie in Form elektrischen Stroms.

Ein Blick zurück in die steirische Wirtschaftsgeschichte führt uns eindrücklich vor Augen, wie eng die Entwicklung bestimmter Wirtschaftszweige und echter wirtschaftlicher Stärkefelder mit der Verfügbarkeit spezifischer Energiequellen verbunden war und ist. Stand am Beginn der Industrialisierung der Steiermark im 19. Jahrhundert die räumliche Nähe und regional ausreichende Verfügbarkeit von Kohle und Wasserkraft im Mittelpunkt, gewann die Elektrifizierung der Steiermark bereits Ende des 19. Jahrhunderts enorm an Bedeutung. In diese Zeit fiel auch die Entstehung der späteren landeseigenen Energieversorgungsunternehmen (EVU) STEG & STEWEAG, die jedoch sukzessive von einer Vielzahl kleiner, größtenteils privater, EVU ergänzt wurden.

In der Historie der Elektrifizierung sind auch viele der aktuell noch gültigen Herausforderungen und Besonderheiten zu finden, die den Energiebereich wirtschaftspolitisch nach wie vor prägen. Dazu zählt beispielweise das 2. Verstaatlichungsgesetz und deren Nicht-Umsetzung in der Steiermark. Letzterer Umstand hat dazu geführt, dass es in der Steiermark, im Gegensatz zu anderen Bundesländern Österreichs, neben dem Landesenergieversorger Energie Steiermark fast 50 weitere EVU gibt und daraus resultierend ungleich herausfordernde Lösungswege bei der Bestimmung der Energiepreise im Bereich der staatlich reglementierten Stromnetztarife. Dazu zählen aber auch energiepolitische Weichenstellungen, wie der Bau der 380 KV-Leitung in der Steiermark. Vor allem die Fertigstellung dieser wichtigen Infrastruktur nahm mehr als zwei Jahrzehnte in Anspruch und führte nachdrücklich vor Augen, wie zeit- und kostenintensiv die Herstellung einer modernen Energieinfrastruktur geworden ist.

Internationale Verwerfungen wie die Ölpreisschocks in den 1970er und 1980er Jahren haben zudem nachdrücklich gezeigt, wie stark die Wirtschaftsentwicklung von Energieressourcen abhängig ist. Nicht nur die sichere Versorgung mit Energie ist ein Standortfaktor von höchster Priorität, sondern auch deren kostenmäßige Ausgestaltung.  Energiekosten spielen eine erhebliche Rolle, das haben uns die jüngsten Energiepreisverwerfungen im Zuge der Umsetzung der ambitionierten Energiewende und der Folgen des Ukraine-Krieges nachdrücklich gezeigt.

Die hohe Außenverflechtungen der steirischen Wirtschaft bringt die Herausforderung mit sich, dass steirische Unternehmen nicht nur technologisch und arbeitskostenmäßig wettbewerbsfähig sein müssen, sondern gleichermaßen auch wettbewerbsfähige Energiepreise benötigen. Diese und eine sichere Energieversorgung gehören zu den unumwundenen Grundbausteinen einer modernen Standortpolitik. Gerade die Entwicklung des industriell-gewerblichen Sektors in unseren Breiten wird maßgeblich von Fragen der Sicherung der Energieressourcen abhängen.

Der Energiebereich wurde in den vergangenen Jahren um einen ständig bedeutender werdenden politischen Faktor ergänzt: die Einhaltung bzw. Erreichung bestimmter energie- und umweltpolitischer Zielvorgaben, deren Ursprung vornehmlich auf der EU-Ebene zu finden ist. Die Erreichung dieser Ziele setzt zum einen die Implementierung kluger technologie- und energiepolitischer Weichenstellungen voraus, zum anderen jedoch auch etwaige politische Kurskorrekturen in Form eines Paradigmenwechsels, den man allerdings nur eingeschränkt von der regionalen Ebene aus einleiten kann, sehr wohl jedoch mit Daten und Fakten untermauern kann und muss.