Vom Gründerboom bis zur Zwischenkriegszeit
Wer die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit kennen. Gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten lohnt sich ein Blick auf die Wurzeln unseres Wirtschaftsstandorts – und auf die vielen Lektionen, die zwischen Eisenbahn, Gründerboom und Weltwirtschaftskrise verborgen liegen.
Zuletzt aktualisiert am 22.07.2025, 16:00

Wie die Industrialisierung und politische Umbrüche die Steiermark prägten –
Teil 1 unserer Zeitreise.
Das Erwachen der wirtschaftlichen Moderne (1850–1873)
Die Gründung der Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie im Jahr 1850 markiert den Beginn einer neuen Ära. Die Steiermark entwickelte sich zu einem industriellen Kernland der Monarchie. Maschinenfabrik Andritz, Reininghaus-Brauerei, Walzwerke und die Weitzer Waggonfabrik sind nur einige Zeugnisse einer Aufbruchszeit.
Liberalisierung, Infrastruktur wie die Südbahn nach Triest und der technologische Fortschritt brachten enormen Schub – bis zur Spekulationskrise 1873.
Gründerzeitliche Blüte & Rückschlag (1874–1918)
Nach dem “Gründerkrach” folgte eine Epoche von Protektionismus, Sozialgesetzen und der Gründung großer Industriekonzerne wie der Alpine Montangesellschaft. Die Steiermark wurde ein Zentrum der Eisen-, Stahl- und Papierindustrie. Gleichzeitig veränderten Innovationen wie Elektrizität, Verbrennungsmotor und Tourismus (Puch, Mayr-Melnhof, Kurorte) das Wirtschaftsbild nachhaltig.
Eine verlorene Republik als blutiges Zwischenspiel (1918–1937)
Nach dem Ende der Monarchie verlor die Steiermark zentrale wirtschaftliche Achsen, Rohstoffe und Märkte. Die junge Republik war gezeichnet von Hyperinflation, Arbeitslosigkeit und politischen Radikalisierungen. Doch es war auch die Geburtsstunde des Sozialstaats: Arbeitszeitverkürzung, Urlaubsgesetz, Arbeitslosenversicherung.
Die Zwischenkriegszeit brachte zusätzlich große traumatische Erfahrungen mit einer globalen Wirtschaftskrise, aber auch erste Ansätze modern gestaltender Wirtschaftspolitik.
Fazit:
Die Steiermark war immer dann stark, wenn sie technologische Chancen genutzt, Bildung gefördert und mutig investiert hat – trotz schwieriger Umstände. Genau dieses Mindset brauchen wir auch heute wieder, wenn wir neue Standortstrategien entwickeln wollen.
Teil 2 der Zeitreise folgt in Kürze – mit einem Blick auf Krieg, Wiederaufbau und internationale Vernetzung ab 1938.
Die gesamte Studie ist hier aufrufbar.